
Wissenschaftler der Heriot-Watt University in Edinburgh haben einen bedeutenden Durchbruch in der Gesichtserkennung erzielt. Ihr neu entwickeltes LiDAR-System (Light Detection and Ranging) ermöglicht es, hochauflösende dreidimensionale Bilder aus Entfernungen von bis zu einem Kilometer zu erstellen. Diese Innovation könnte erhebliche Auswirkungen auf Sicherheits- und Verteidigungsanwendungen haben.
Präzise 3D-Gesichtserkennung auf Distanz
Das Team um Dr. Aongus McCarthy vom Institut für Photonik und Quantenwissenschaften der Heriot-Watt University hat ein LiDAR-System entwickelt, das Entfernungen mithilfe von Laserimpulsen misst. Die große Neuerung liegt in der Fähigkeit, die Zeit, die ein Laserimpuls benötigt, um zum Objekt und zurück zu gelangen, mit einer Genauigkeit von etwa 13 Pikosekunden zu erfassen. Das ermöglicht Tiefenmessungen im Millimeterbereich und eine präzise Unterscheidung eng beieinanderliegender Oberflächen – selbst über große Distanzen hinweg.
Tests belegen Leistungsfähigkeit
In praktischen Versuchen gelang es dem System, aus einer Entfernung von 325 Metern – etwa der Länge von drei Fußballfeldern – das Gesicht eines der Forscher dreidimensional abzubilden. Die Forscher sind zuversichtlich, dass die Technologie Gesichter und menschliche Aktivitäten in einer Distanz von bis zu einem Kilometer erkennen kann. Besonders bemerkenswert: Die Laserwellenlänge von 1550 Nanometern ist für das menschliche Auge unsichtbar, wodurch die Technologie auch bei Tageslicht zuverlässig funktioniert.
Anwendungen in Sicherheit und Verteidigung
Die potenziellen Einsatzmöglichkeiten dieser Technologie sind weitreichend. Im Sicherheits- und Verteidigungsbereich könnte sie zur Identifizierung von Personen oder Aktivitäten aus großer Entfernung beitragen – selbst durch Nebel, Rauch oder Tarnung hindurch. „Wenn jemand hinter Tarnnetzen steht, hat dieses System das Potenzial festzustellen, ob die Person ein Mobiltelefon benutzt oder etwas in der Hand hält“, erklärt Dr. McCarthy. Dies könnte militärische Operationen oder Überwachungsaufgaben revolutionieren.
Kooperation mit renommierten Forschungseinrichtungen
Diese Forschung wurde in Zusammenarbeit mit dem Jet Propulsion Laboratory der NASA, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der James Watt School of Engineering an der University of Glasgow durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Optica“ veröffentlicht.
Datenschutz und ethische Herausforderungen
Obwohl die Fortschritte in der Gesichtserkennung beeindruckend sind, werfen sie auch Datenschutz- und Privatsphäre-Fragen auf. Die Möglichkeit, Personen aus großer Entfernung und unter verschiedenen Bedingungen zu identifizieren, erfordert klare ethische Richtlinien und gesetzliche Rahmenbedingungen. Es ist essenziell, sicherzustellen, dass die Technologie verantwortungsvoll eingesetzt wird, um den Schutz individueller Rechte zu gewährleisten.
Diese bahnbrechende Entwicklung stellt einen bedeutenden Schritt in der Fernerkundung dar und könnte die Sicherheits- und Überwachungsbranche grundlegend verändern. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, einen ausgewogenen Umgang zwischen technologischen Fortschritten und dem Schutz der Privatsphäre zu finden.
Titelfoto: Envato Elements