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Julian Assange: Frei und zurück in Australien

Julian Assange

Julian Assange, der Gründer von WikiLeaks, ist ein freier Mann. Vor einem US-Gericht auf der Marianeninsel Saipan bekannte sich Assange in einem Anklagepunkt im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen schuldig und ist nun nach seiner bereits in Großbritannien verbüßten Haftstrafe auf freiem Fuß. Die leitende US-Bezirksrichterin Ramona Villagomez Manglona akzeptierte sein Schuldbekenntnis und entließ ihn. Assange plant nun, in seine australische Heimat zurückzukehren.

Die Gerichtsverhandlung und das Schuldbekenntnis

Julian Assange is free
Foto: Mit KI erstellt

Während der dreistündigen Anhörung räumte Assange den Vorwurf der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe geheimer Dokumente der US-Regierung ein. Vor Gericht sagte Assange, er habe geglaubt, dass der erste Zusatzartikel der US-Verfassung, der die Meinungsfreiheit schützt, auch seine Aktivitäten schütze. „Bei meiner Arbeit als Journalist habe ich meine Insider ermutigt, mir Informationen zu geben, die als geheim galten, um sie zu veröffentlichen. Ich glaubte, dass der erste Verfassungszusatz diese Tätigkeit schützte, aber ich akzeptiere, dass es ein Verstoß gegen das Spionagegesetz war,“ erklärte er.

Richterin Manglona betonte, dass Assange die Zeit einer möglichen Haftstrafe von 62 Monaten bereits in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis abgesessen habe. „Mit diesem Urteil werden Sie diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen können. Ich hoffe, dass nun wieder etwas Frieden einkehrt,“ sagte sie. Assange, der bald seinen 52. Geburtstag feiert, plant, nach Canberra zu reisen, wo er um 19.39 Uhr Ortszeit (10.39 Uhr MEZ) landen soll.

Die Chronologie der Ereignisse: Ein Überblick

Julian Assange’s Weg zur Freiheit war lang und komplex. Hier sind die wichtigsten Ereignisse in der Chronologie seines Falls:

Die Anfänge von WikiLeaks und die Enthüllungen

  • 2006: Assange gründet die Enthüllungsplattform WikiLeaks in Australien. Die Plattform veröffentlicht sensible oder geheime Dokumente von Regierungen und Unternehmen.
  • 2010: WikiLeaks veröffentlicht fast eine halbe Million Dokumente über die US-Kriege im Irak und in Afghanistan, die Kriegsverbrechen und Misshandlungen von Gefangenen aufdecken.

Die schwedischen Vorwürfe und die Flucht nach Großbritannien

  • August 2010: Die schwedische Staatsanwaltschaft erlässt einen Haftbefehl gegen Assange wegen Vergewaltigungs- und Belästigungsvorwürfen. Der Haftbefehl wird kurz darauf zurückgezogen, aber die Ermittlungen werden im September 2010 wieder aufgenommen. Assange reist nach Großbritannien.
  • November 2010: Ein internationaler Haftbefehl wird gegen Assange ausgestellt.
  • Dezember 2010: Assange stellt sich der Londoner Polizei und wird gegen Kaution freigelassen.

Asyl in der ecuadorianischen Botschaft

  • Februar 2011: Ein britisches Gericht entscheidet, dass Assange an Schweden ausgeliefert werden soll.
  • Juni 2012: Assange betritt die ecuadorianische Botschaft in London und bittet um Asyl. Die ecuadorianische Regierung gewährt ihm im August 2012 politisches Asyl.
  • Oktober 2015: Die britische Polizei beendet ihre 24-Stunden-Wache vor der Botschaft, betont jedoch, dass sie Assange verhaften wird, wenn er die Botschaft verlässt.

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Die Entwicklungen in den USA und das Ende des Asyls

  • April 2019: Der ecuadorianische Präsident widerruft Assanges Asylstatus. Die Londoner Polizei verhaftet Assange in der Botschaft.
  • Mai 2019: Assange wird in Großbritannien zu 50 Wochen Gefängnis verurteilt und die USA erheben Anklage wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente.

Die lange juristische Auseinandersetzung

  • Januar 2021: Ein britischer Richter entscheidet, dass Assange nicht an die USA ausgeliefert werden kann, da er unter US-Gefängnisbedingungen suizidgefährdet sei.
  • Dezember 2021: Der High Court entscheidet, dass die Zusicherungen der USA einer menschenwürdigen Behandlung Assanges im Gefängnis ausreichen.
  • Juni 2022: Die britische Regierung ordnet die Auslieferung von Assange an die USA an. Assange legt Berufung ein.
  • Mai 2023: Der australische Premierminister fordert die Freilassung von Assange.

Die jüngsten Ereignisse und die Freilassung

  • 26. März 2024: Der High Court in London gibt den US-Behörden drei weitere Wochen Zeit, um eine Garantie vorzulegen, dass Assange nicht die Todesstrafe droht.
  • 20. Mai 2024: Der High Court entscheidet, dass Assange eine neue Berufung einlegen kann.
  • 24. Juni 2024: Das US-Justizministerium erklärt, dass Assange im Rahmen einer Vereinbarung freigelassen wird, wenn er sich im Gegenzug zu einer Anklage nach dem Espionage Act schuldig bekennt.

Julian Assange ist nun nach vielen Jahren der Haft und des juristischen Tauziehens frei und kehrt in seine Heimat Australien zurück. Die Frage, ob seine Aktivitäten als Journalist gerechtfertigt waren oder nicht, wird weiterhin kontrovers diskutiert.

Titelfoto: Espen Moe, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons


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