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Fakten über Julian Assange, die man uns vergessen lassen will

Julian Assange

Einst als Held gefeiert, jetzt diffamiert und zum Buhmann gemacht. Er ist nur eine von vielen Persönlichkeiten in der Geschichte, die bei den falschen Leuten in Misskredit fiel und dadurch zum Schurken wurde. Hier sind einige Fakten über ihn, die man uns vergessen lassen will.


Der Friedensnobelpreis

Im Januar 2019, also drei Monate vor Assanges Verhaftung, nominierte ihn die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Corrigan in einem Brief an das Friedenskomitee in Oslo für die Auszeichnung 2019:

„Julian Assange und seine Kollegen bei Wikileaks haben bei zahlreichen Anlässen gezeigt, dass sie eine der letzten Stellen für wahre Demokratie sind und sich mit ihrer Arbeit für unsere Freiheit und Rede einsetzen. Ihre Arbeit für den wahren Frieden, indem sie die Aktionen unserer Regierungen im In- und Ausland öffentlich macht, hat uns Grausamkeiten gezeigt, die im Namen der sogenannten Demokratie in der ganzen Welt verübt werden. Dazu gehörten Aufnahmen der Unmenschlichkeit der NATO / des Militärs, die Veröffentlichung der E-Mail-Korrespondenz, aus der der Plan des Regimewechsels in Ländern des Mittleren Osten hervorgeht, und hat diejenigen unter unseren gewählten Beamten gezeigt, die dafür bezahlt werden, die Öffentlichkeit zu täuschen. Dies ist ein großer Schritt in Unterstützung unserer Arbeit für Abrüstung und für Gewaltfreiheit weltweit.“

Das war nicht das erste Mal, das er für diesen angesehenen Preis vorgeschlagen wurde. Schon 2011 wurde wikileaks für den Friedensnobelpreis nominiert, mit der Begründung:

„Wikileaks habe neben vielen anderen Dingen Korruption, Kriegsverbrechen und Folter aufgedeckt und damit zum Kampf für Menschenrechte, Demokratie und Meinungsfreiheit beigetragen.“ – Stern

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Assange – Held oder Staatsfeind?

Julian Assange
Cancillería del Ecuador [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

Bevor Julian Assange Geheimnisse, Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen der USA veröffentlichte galt er als gefeierter und hochgelobter Journalist in dem Land. Er war ein Held, solange es um die Geheimnisse anderer Staaten oder diverser Terrororganisationen ging. Seine Veröffentlichungen, die die USA als Kriegsverbrecher zeigten machten ihn zum Staatsfeind. Jetzt wurde er nicht mehr gelobt, verlor sein Ansehen und musste um sein Leben fürchten. Leg Dich nicht mit Uncle Sam an!

New York Times und The Guardian

Diese beiden, zu den weltweit größten Medienagenturen gehörenden Unternehmen, lobten Assange früher in den höchsten Tönen. Nach seinen antiamerikanischen Veröffentlichungen in diesen Medien wurde er gemieden und dämonisiert.

„Ein durchgesickertes Pentagon-Dokument aus der Abteilung Cyber Counterintelligence Assessments vom 8. März 2008 enthüllte eine schwarze Propagandakampagne, die WikiLeaks und Assange diskreditieren sollte. Dem Dokument zufolge sollte die Schmierenkampagne das „Vertrauensgefühl“, das das „Herzstück der Anziehungskraft“ von WikiLeaks darstellte, zerstören und den Ruf von Assange schädigen. Das hat weitgehend funktioniert. Assange wird besonders wegen der Veröffentlichung von 70 000 gehackten E-Mails des Democratic National Committee (DNC) und hochrangiger Vertreter der Demokraten geschmäht. Die Demokraten und der ehemalige FBI-Direktor James Comey behaupten, die E-Mails wurden von Hackern im Auftrag der russischen Regierung von dem Account von John Podesta, des Wahlkampfmanagers der Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, kopiert. Laut Comey wurden die Mails wahrscheinlich von einem Mittelsmann an WikiLeaks übergeben. Assange sagte dagegen, dass die E-Mails nicht von “staatlichen Akteuren” zur Verfügung gestellt wurden.“ -Chris Hedges

Der Aufenthalt in der Botschaft

Sein Aufenthalt in der Ecuadorianischen Botschaft wird aktuell wie ein Luxusurlaub dargestellt. Doch das war es nicht. Es war wohl eher eine Einzelhaft mit massiven Einschränkungen. So kritisierte seine Mutter, Christine Assange, Ende 2018:

„Obwohl Julian ein mehrfach preisgekrönter Journalist ist, der geliebt und respektiert wird, weil er den Mut hatte, schwere Verbrechen und Korruption auf hoher Ebene im öffentlichen Interesse aufzudecken, ist er jetzt allein, krank, leidet Schmerzen, wurde in Einzelhaft zum Schweigen gebracht, abgeschnitten von jeglichem Kontakt und gefoltert mitten in London. Das moderne Verlies politischer Gefangener ist nicht mehr der Tower of London. Es ist die ecuadorianische Botschaft.

„Hier sind die Fakten”, fuhr sie fort. „Julian wird seit fast acht Jahren ohne Anklage festgehalten. Das stimmt. Ohne Anklage. In den letzten sechs Jahren lehnte die Regierung Großbritanniens seinen Antrag auf Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung, frischer Luft, Bewegung, Sonne für Vitamin D und Zugang zu einer angemessenen zahnärztlichen und ärztlichen Behandlung ab. Infolgedessen hat sich seine Gesundheit ernsthaft verschlechtert. Die untersuchenden Ärzte warnten, dass seine Haftbedingungen lebensbedrohlich sein könnten. In der Londoner Botschaft findet vor unseren Augen eine langsame und grausame Hinrichtung statt.“

Einzelne Ausgzüge dieses Interviews werden aktuell von Bild als Aufhänger genutzt, allerdings gibt man dort nicht zu, dass es sich um Aussagen handelt, die schon von letztem Jahr sind, sondern behauptet es handle sich um aktuelle Tweets der besorgten Mutter.

Die Clinton-E-Mails

Es war Assange, der die belastenden E-Mails der Präsidentschaftskandidatin der Öffentlichkeit zugänglich machte. Nicht um Trump an die Macht zu bringen, sondern um eine Lügnerin zu entlarven. Das hätte auch Monate vorher oder nachher passieren können. Es waren nicht die Russen! Es war Assange.

Die Frage nach der russischen Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl wird in den Medien so oft wiederholt, dass die breite Öffentlichkeit inzwischen fest daran glaubt. Für alle, die sich noch erinnern, dass es Assange war, versucht man nun eine Verbindung zwischen ihm und den Russen herzustellen. Wie immer müssen die Schuldigen, egal was in der Welt passiert Terroristen, bzw. Moslems, oder die Russen sein, eben die, die wir Hassen sollen.

Ärgerlich und verwunderlich ist, dass niemand sich für Clintons Fehltritte interessiert. Warum wird das nicht ermittelt, Clinton angeklagt oder gar eingesperrt? Alle stürzen sich auf den Whistleblower und keiner verurteilt die eigentlichen Täter.

Was erfuhren wir aus den geleakten E-Mails?

  • 1700 der 33000 E-Mails stammten von Hillary Clinton
  • Die Clinton-Stiftung hatte Millionen Dollar von Saudi-Arabien und Katar erhalten, zwei der wichtigsten Geldgeber des Islamischen Staates.
  • Als Außenministerin zahlte Hillary Clinton ihre Spenden zurück, indem sie Waffenverkäufe in Höhe von 80 Milliarden Dollar an Saudi-Arabien genehmigte. Dadurch konnte das Königreich einen verheerenden Krieg im Jemen führen, der eine humanitäre Krise auslöste, die zu einer umfassenden Nahrungsmittelknappheit und einer Cholera-Epidemie führte und zu fast 60 000 Toten.
  • Clinton erhielt für Vorträge bei Goldman Sachs 675 000 Dollar. Diese Summe ist so riesig, dass sie nur als Bestechung bezeichnet werden kann.
  • Clinton teilte den Finanzeliten bei ihren lukrativen Gesprächen mit, sie will „offenen Handel und offene Grenzen“und sie glaubte, die Wall-Street-Manager seien am besten in der Lage, die Wirtschaft zu führen, eine Aussage, die in direktem Gegensatz zu ihren Wahlversprechen stand.
  • Die Clinton-Kampagne nahm Einfluss auf die Vorwahlen der Republikaner, um sicherzustellen, dass Donald Trump der republikanische Kandidat wird.
  • Clinton erhielt Vorabinformationen über die Fragen bei der Vorwahl-Debatte.
  • Clinton war die Hauptarchitektin des Krieges in Libyen. Sie war der Meinung, dass der Sturz von Muammar Gaddafi sich günstig auf ihre Präsidentschaftskandidatur auswirken würde. Der Krieg, den sie wollte, stürzte Libyen in ein Chaos, beförderte die Machtübernahme radikaler Dschihadisten in dem inzwischen gescheiterten Staat, führte zu einem massiven Exodus von Migranten nach Europa, zur Beschlagnahmung der libyschen Waffenbestände durch Schurkenmilizen und islamistische Radikale in der gesamten Region und führte zu 40000 Toten.

Weitere Fakten zu Julian Assange

  • Die für WikiLeaks zuständige US-amerikanische Grand Jury, die den Auslieferungsantrag stellte, tagte geheim mit vier Anklägern, aber ohne Verteidigung und ohne Richter.
  • Der Auslieferungsvertrag zwischen Großbritannien und den USA ermöglicht es Großbritannien, Julian an die USA auszuliefern, ohne dass ein echter Straftatbestand vorliegt.
  • In den USA erlaubt der National Defense Authorization Act eine unbefristete Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren. Julian könnte sehr wohl in Guantanamo festgehalten und gefoltert werden, zu 45 Jahren Gefängnis im Hochsicherheitstrakt oder zum Tode verurteilt werden.
  • Die Vorwürfe der Vergewaltigung kamen just in dem Moment, in dem eine Auslieferung an die USA unwahrscheinlich wurden. Daraufhin floh er in die ecuadorianische Botschaft. Wegen dieser Vorwürfe kann er nicht mehr angeklagt werden, da sie einerseits verjährt sind und andererseits bereits von einem Gericht abgewiesen wurden, mangels Beweise.

Zusammenfassung

  • Julian Assange wurde mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert.
  • Assange war ein hochgelobter und gefeierter Journalist, sogar von der New York Times und dem Guardian.
  • Sein Aufenthalt in der Ecuadorianischen Botschaft glich eher einer Einzelhaft, als einem Luxusurlaub.
  • Es war Julian Assange, der die E-Mails der Demokraten, darunter Hillary Clinton, leakte. Die Russen hatten damit nichts zu tun.
  • Die USA versuchen mit allen Mitteln ihren Staatsfeind Nr.1 in der Öffentlichkeit zu diskreditieren und ihn ausgeliefert zu bekommen.
  • Die Vergewaltigungsvorwürfe wirken wie ein Vorwand, der künstlich erzeugt wurde um an ihn herankommen zu können.
  • Die Vergwaltigungsvorwürfe wurden bereits abgewiesen und wären inzwischen sowieso verjährt.
  • An Assange soll ein Exempel statuiert werden, ebenso wie an Edward Snowden und Chelsea Manning.

Credits:

Artikelbild: Cancillería del Ecuador [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

Quellen:

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